"Mit uns, nicht über uns. Integriert ist man nicht, man wird
integriert. Bitte freimachen von Vorurteilen gegenüber Muslimen".
So etwa könnten die Slogans einer neuen "Aktion Grundgesetz" zur
Sympathiewerbung für Muslime lauten in Anlehnung an eine Kampagne der „Aktion
Sorgenkind“.
Auf der Grundlage des im Grundgesetz vorgeschriebenen Benachteiligungsverbots
von Angehörigen von Religionsgemeinschaften sind öffentliche Aufrufe zum
vorurteilsfreien Umgang mit religiösen Minderheiten mittlerweile dringend
geboten. Die Betroffenen müssen selbst sprechen. Auch Muslime sind in der Lage
sich positiv in diese Gesellschaft einzubringen, auch Muslime haben Fähigkeiten
und erbringen Leistungen. Sie fühlen Verantwortung für diese ihre
Gesellschaft. Sie wissen, was sie wollen; man soll nur zuhören.
Diskriminierende Phrasen, Verfälschung von Fakten und Tradierung von
Vorurteilen und Klischees sollten im Sinne des Miteinanders der Vergangenheit
angehören.
Die ständige Wiederholung von Unterstellungen: "der Islam sei nicht
demokratiefähig", "der Islam unterdrücke die Frau", "alle
Muslime seien potentielle Fundamentalisten", "der Islam sei die neue
Gefahr", "alle islamischen Organisationen seien suspekt" kann
sich nur negativ auf das Zusammenleben in dieser unserer faktisch
multikulturellen Gesellschaft auswirken.
Integration ist keine Einbahnstraße. Nur wenn die Mehrheitsgesellschaft
Integration nicht länger nur auf dem Papier propagiert, sondern politische und
gesellschaftliche Zeichen setzt, kann Integration gelingen.
Nur wenn der politische Wille da ist, ein Umdenken im öffentlichen
Bewußtsein einzuleiten, ist eine echte Integration möglich, eine Integration
"als Eingliederung in unsere Gesellschaft unter Beibehaltung eigener
kultureller und religiöser Werte".
Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist das Integrationspapier der
CDU/CSU-Opposition in Bonn. Die Forderung nach Einführung von islamischem
Religionsunterricht als Regelunterricht auf deutsch, unter behördlicher
Schulaufsicht ist ein Signal für die muslimischen Kinder und Jugendlichen, die
Deutschland längst als ihre Heimat verstehen. Eine Heimat, die schon in der
Schule ausgrenzt, ist jedoch fragwürdig. Wie der Sprecher des Zentralrates Dr.
Elyas richtig sagte: „Dieses Papier kann von vielen Parteien geschrieben
werden, vor allem, wenn sie nicht an der Regierung sind.“ Gemessen werden die
Worte aller Parteien, auch der CDU/CSU an den Taten. Loyalität kann nur
verstärkt werden durch Zeichen des Angenommenseins, des Dazugehörens, der
Akzeptanz und des Respekts.
Unsere Regierung in Hessen könnte hier Zeichen setzen, sie ist in der
Verantwortung, sie könnte umsetzen, was auf Bundesebene propagiert wird und
damit Geschichte schreiben. Sie könnte den Slogan "Hessen vorn" mit
Inhalt füllen.
Alle Voraussetzungen sind gegeben. Die Muslime in Hessen sprechen für sich -
es fehlen die Zuhörer.
Absichtserklärungen auf Bundesebene sind kein Ersatz für
Kooperationsbereitschaft auf Landesebene.